Dietrich Bonhoeffer

Unsere Gemeinde hat sich 1984 bewusst für Dietrich Bonhoeffer als Namenspatron entschieden. Sein Name ist für uns Ansporn und Verpflichtung.
Dietrich Bonhoeffers Hauptmotiv für seinen Weg in den Widerstand war die Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten. Auch Bonhoeffers theologische Ansichten über das Judentum veränderten sich im Lauf der Jahre immer mehr zum Positiven - und das in einer Zeit, als Judenhass auch in der Kirche sehr weit verbreitet war.
Deshalb hat der christlich-jüdische Dialog - in der theologischen Auseinandersetzung und in lebendiger Begegnung - bei uns einen hohen Stellenwert.

Biographie

Dietrich Bonhoeffer (4.2.1906 - 9.4.1945), Sohn des bekannten Psychiaters und Neurologen Karl Bonhoeffer, wird nach Theologiestudium und Habilitation Studentenpfarrer in Berlin. Bereits 1933 gilt er als entschiedener Gegner der Nationalsozialisten und begründet in seinem Aufsatz "Die Kirche vor der Judenfrage" die Pflicht der Christen zum Widerstand gegen staatliche Unrechtshandlungen. Von 1935 bis 1937 leitet er das Predigerseminar der Bekennenden Kirche, das zunächst in Zingst/Pommern, später in Finkenwalde bei Stettin besteht, und ist führender Theologe dieser kirchlichen Oppositionsbewegung. Die von Bonhoeffer geleiteten Kurse prägen alle Teilnehmer entscheidend in ihrer theologischen Entwicklung. 1937 untersagt Reichskirchenminister Hans Kerrl die Fortsetzung dieser Seminare. 1938 ist Bonhoeffer in die Staatsstreichplanungen seines Schwagers Hans von Dohnanyi eingeweiht. 1940 ins Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht eingezogen, reist Bonhoeffer mehrmals ins Ausland, um Verbindungen zu alliierten Regierungen zu knüpfen. Anfang April 1943 wird er verhaftet. Ohne Gerichtsverfahren bleibt er zwei Jahre im Gefängnis Tegel gefangen. Hier entstehen seine bedeutendsten theologischen Werke. Im Februar 1945 wird Dietrich Bonhoeffer in das KZ Buchenwald verlegt und Anfang April in das KZ Flossenbürg gebracht, wo er am 9. April 1945 nach einem SS-Standgerichtsverfahren ermordet wird.

(Quelle: website der Gedenkstätte Deutscher Widerstand,
https://www.gdw-berlin.de/vertiefung/biografien/personenverzeichnis/biografie/view-bio/dietrich-bonhoeffer/?no_cache=1)

 

Zitate von Dietrich Bonhoeffer

     

  • "Nicht der Gedanke, sondern die Bereitschaft zur Verantwortung ist der Ursprung der Tat."
  •  

  • "JedenTag zu nehmen, als wäre er der letzte, und doch in Glauben und Verantwortung zu leben, als gäbe es noch eine große Zukunft."
  •  

  • "Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiß an jedem neuen Tag." (Ev. Kirchengesangbuch Württemberg, Nr. 65)
  •  

  • "Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen."
  •  

  • "Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden als mit unseren vermeintlichen Guttaten."
  •  

  • "Und wir können nicht redlich sein, ohne zu erkennen, dass wir in der Welt leben müssen - „etsi deus non daretur“ [als ob es Gott nicht gäbe]. Und eben dies verkennen wir – vor Gott! Gott selbst zwingt uns zu dieser Erkenntnis. So führt uns unser Mündigwerden zu einer wahrhaftigeren Erkenntnis unserer Lage vor Gott. Gott gibt uns zu wissen, dass wir leben müssen als solche, die mit dem Leben ohne Gott fertig werden. Der Gott, der mit uns ist, ist der Gott, der uns verlässt (Markus 15,34)! Der Gott, der uns in der Welt leben lässt ohne die Arbeitshypothese Gott, ist der Gott, vor dem wir dauernd stehen. Vor und mit Gott leben wir ohne Gott. Gott lässt sich aus der Welt herausdrängen ans Kreuz, Gott ist ohnmächtig und schwach in der Welt und gerade und nur so ist er bei uns und hilft uns. Es ist Matthäus 8,17 ganz deutlich, dass Christus nicht hilft kraft seiner Allmacht, sondern kraft seiner Schwachheit, seines Leidens! Hier liegt der entscheidende Unterschied zu allen Religionen. Die Religiosität des Menschen weist ihn in seiner Not an die Macht Gottes in der Welt, Gott ist der deus ex machina [Gott aus der Maschine]. Die Bibel weist den Menschen an die Ohnmacht und das Leiden Gottes; nur der leidende Gott kann helfen."
  •